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Kunst für alle. Kunst auf Postkarten

Die Reproduktion von Kunstwerken hatte längst einen Höhepunkt erreicht,
als die Neue Photographische Gesellschaft in dieses Geschäft einstieg. Dennoch
war sie erfolgreich. Denn der Bedarf an Kunstdrucken aller Art war enorm.
Die NPG arbeitete technisch auf höchstem Niveau und produzierte in thematischer Breite.

Seit ihrem ersten Auftreten waren die Werke der Kunst grundsätzlich reproduzierbar.
Doch während Werke der Architektur und Bildhauerei seit der Antike
wiederholt, kopiert und nachempfunden wurden, existieren Abbilder von
Gemälden erst seit dem ausgehenden Mittelalter. Mit dem Beginn der Neuzeit
wuchs der Wunsch, sich mit Kunstwerken zu umgeben und intellektuell über
die Artefakte auszutauschen. 1795 gründete sich die Chalkographische Gesellschaft
zu Dessau, die bis 1806 bestand und das Ziel hatte, Kunst durch Vervielfältigung
zu popularisieren. In den zehn Jahren ihres Bestehens stellte die
Chalkographische Gesellschaft 163 großformatige, teils farbige Blätter her.
Der Begriff Chalkographie leitet sich von dem griechischen Wort chalkos für
Kupfer ab und meint den Kupferstich.

Alois Senefelder, dessen marmornes Denkmal auf dem Senefelderplatz an der
Schönhauser Allee steht, gab 1797 mit seiner Erfindung des Steindrucks, der
Lithographie, der Reproduktionstechnik einen gewaltigen Schub. Nicht nur
ermöglichte diese Technik die massenhafte Erzeugung von Bildern, sondern
auch deren Veränderbarkeit für unterschiedliche Zwecke, etwa den Zeitungsdruck.
Mit den Möglichkeiten der Photographie erreichte die Bildreproduktion
einen technischen Höhepunkt und verdrängte die Lithographie. „Da das Auge
schneller erfaßt, als die Hand zeichnet, so wurde der Prozeß bildlicher Reproduktion
so ungeheuer beschleunigt, daß er mit dem Sprechen Schritt halten
konnte”, schrieb Walter Benjamin.1

1880 sicherte sich die im Jahr zuvor gegründete Reichsdruckerei in der
Kommandantenstraße die Exklusivrechte an der Nutzung der Heliogravüre,
dem Kupferlichtdruck, die als das edelste photomechanische Verfahren galt
und der künstlerischen und technischen Photographie nicht nachstand, ein
photomechanischer Lichtdruck, bei dem durch direkte und indirekte Belichtung
auf einer mit Gelatine beschichteten Platte eine Druckvorlage hergestellt wird.
1883/84 begann die neu eingerichtete Chalkographische Abteilung der Reichsdruckerei
die ersten Kunstwerke zu reproduzieren und hatte sensationellen Erfolg.

In verschiedenen gesellschaftlichen Schichten des deutschen Kaiserreichs entwickelte
sich ein dringendes Bedürfnis nach Kunst und Dekoration, für das
geringste bis unbegrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung standen. Die Nachfrage
ließ Kunsthandel und Kunstreproduktion zu Höchstformen auflaufen.
Im Jahr 1906, als der Anzeigenanteil des Katalogs
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Vita:

Gerhild H. M. Komander, Dr. phil., geb. 1958
Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Osteuropäischen Geschichte,
Germanistik und Literaturwissenschaft in Kiel. Freie Tätigkeit als wissenschaftliche
Autorin und Lehrbeauftragte, Publizistin und Redakteurin, Autorin
für Stadt- und Architekturführungen sowie Öffentlichkeitsarbeit (print und
digital). Veröffentlichungen zur brandenburgischen Frauengeschichte und
Berliner Stadtgeschichte (www.berliner-lindenblatt.de, Der Wedding).

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